
Mit 5-HTP auf dem Weg zum ganzheitlichen Wohlbefinden
Die Aminosäure 5-HTP ist ein wichtiges Zwischenprodukt auf dem Weg zum unserem „Rundum-sorglos“-Wohlbefinden. Was sie genau kann und welches Hormon dank ihr entsteht, erfährst du im Artikel.
Zugegeben, 5-HTP hört sich etwas kryptisch an – als wäre es die nächste bahnbrechende, Hyper-IT-Erfindung aus dem Silicon Valley. Dabei verbirgt sich hinter 5-HTP eine komplexe Aminosäure-Verbindung, die unser Wohlbefinden und indirekt den Schlaf-wach-Rhythmus angenehm beeinflussen kann. Wir erklären dir, was 5-HTP genau ist und wie es im Körper Einfluss nimmt.

Was ist 5-HTP genau?
Die Abkürzung 5-HTP steht für 5-Hydroxytryptophan. Der Name lässt schon leicht erahnen, wohin die Reise geht. 5-HTP ist eine besondere Aminosäure, die ganz natürlich im Körper produziert, aber nicht zur Bildung von Proteinen genutzt wird. Ihr Ursprung ist die Aminosäure L-Tryptophan. Für uns ist Tryptophan essentiell. Das bedeutet, dass wir es nur mit der Nahrung aufnehmen können. Im Körper wird L-Tryptophan zu 5-HTP und daraufhin zum „Glücks- und Wohlfühlhormon“ Serotonin umgewandelt. Serotonin zählt wie das Dopamin zu den Neurotransmittern, die als Botenstoffe die Aufgabe haben, bestimmte Informationen von einer Nervenzelle zur anderen weiterzuleiten. Natürlich in Rekordgeschwindigkeit! Serotonin kennen wir hauptsächlich aufgrund seines möglicherweise stimmungsaufhellenden Einflusses. (1)
5-HTP
Für den Merkzettel: Die Aminosäure 5-HTP ist ein bedeutsames Zwischenprodukt auf dem Weg von L-Tryptophan zu Serotonin, was ihr eine sehr besondere Rolle für unser Wohlbefinden verleiht.
5-HTP aus Griffonia
Hierzulande werden 5-HTP-Präparate aus Griffonia, der afrikanischen Schwarzbohne, angeboten. Ihr vollständiger Name lautet „Griffonia simplicifolia“. Zur Herstellung von veganem 5-HTP werden hauptsächlich die Samen der Schwarzbohne genutzt, aus denen das Griffonia-Extrakt besonders schonend extrahiert wird.
Welchen Effekt haben 5-HTP und Serotonin im Körper?
Der einzige „Very Important Job“ von 5-HTP ist, die Blut-Hirn-Schranke superschnell zu überwinden, so dass die Aminosäure weiter zu Serotonin verstoffwechselt werden kann.
Im zentralen Nervensystem beeinflusst das Serotonin als wichtiger Botenstoff unterschiedliche Prozesse: (1–7)
- die Körpertemperatur
- das Hungergefühl
- das zentrale Belohnungssystem
- Emotionen und Stimmungen wie Angstgefühle oder Kummer
- Antrieb/Motivation
- den Schlaf-wach-Rhythmus
- das Schmerzempfinden
Doch nicht nur im Nervensystem spielt Serotonin eine Rolle, sondern ist für das Herz-Kreislauf-System und die Verdauung ebenfalls von Bedeutung. (8, 9)
Serotonin schützt nicht vor Depressionen
Seit den sechziger Jahren existiert die sogenannte Serotonin-Hypothese, die besagt, dass das Auftreten von Depressionen mit einem sehr geringen Serotoninspiegel zusammenhängt. In den neunziger Jahren erlangten daraufhin Antidepressiva ihren regelrechten Durchbruch. Diese zielen darauf ab, die Konzentration von Serotonin im Körper spürbar zu erhöhen.
Heutzutage ist die Hypothese bei vielen Forschenden stark umstritten. Denn sicher ist, dass wenig Serotonin im Körper nicht allein der Auslöser für Depressionen ist. Die Entstehung von Depressionen ist bei weitem komplexer und hängt von einem wechselseitigen Zusammenspiel von Genen, negativen Lebensereignissen und veränderten Gehirnfunktionen ab.
Im Juli 2022 erschien zu diesem Thema eine Überblicksstudie, die die Ergebnisse von 17 zusammenfassenden Studien analysierte. Das Fazit der Autor:innen: Es existieren keine überzeugenden Belege dafür, dass ein niedriger Serotoninspiegel oder eine geminderte Aktivität des Hormons mit der Entstehung einer Depression zusammenhängt oder diese selbst auslöst. (10)

Gibt es einen Zusammenhang zwischen 5-HTP und gutem Schlaf?
Wie wir bereits wissen, ist 5-HTP die Vorstufe von Serotonin. Das Spannende jedoch: Der Neurotransmitter Serotonin ist nicht das Endprodukt des Umwandlungsprozesses von L-Tryptophan.
Es wird in der Zirbeldrüse, einem Teil des Zwischenhirns, mithilfe von Enzymen erneut umgewandelt – und zwar zu Melatonin. Das sogenannte Schlafhormon steuert den Schlaf-wach-Rhythmus. Sobald es draußen dunkel wird oder wir uns in einem abgedunkelten Raum befinden, produziert die Zirbeldrüse mehr Melatonin als bei Helligkeit. Als Gegenspieler des Stresshormons Cortisol ist Melatonin wichtig für den Schlaf. Es sorgt dafür, dass die Körpertemperatur sowie der Blutdruck sinken – und hat daher auf uns einen beruhigenden Einfluss.* (11)
5-HTP: die Bedeutung von Vitamin B6, Vitamin D und Magnesium
Die Umwandlung von Tryptophan zu 5-HTP und Serotonin hängt von vielen Faktoren ab. Ein großer Indikator ist das Vitamin B6, das in unserem Körper unter anderem dazu beiträgt, dass der Eiweiß- und Glykogenstoffwechsel normal abläuft oder die Hormontätigkeit reguliert wird. Diese beiden Funktionen sind im Hinblick auf die 5-HTP- und Serotoninproduktion sehr spannend. Denn Vitamin B6 wird benötigt, um die Aminosäure L-Tryptophan im Körper aufzuspalten und für die Umwandlung zu 5-HTP nutzen zu können. (12) Kurz: Ohne Vitamin B6 kein 5-HTP und kein Serotonin.
Der Mineralstoff Magnesium ist ebenfalls für die Umwandlung von Tryptophan zu Serotonin notwendig. (12)

5-HTP: Welche Lebensmittel sind reich an L-Tryptophan?
Um reichlich 5-HTP und im Umkehrschluss Serotonin zu bilden, sollten wir Lebensmittel auf unseren Speiseplan setzen, die eine ideale Menge an L-Tryptophan liefern.
Die folgenden Lebensmittel sind Top-Tryptophanquellen: (16)
- Emmentaler
- Parmesan
- Sojabohnen
- Cashewkerne
- Erdnüsse
- Weizenkleie
- Fisch
- Linsen
- Eier
- Thunfisch und Lachs
- Sesam
- Sonnenblumenkerne
- Kakaobohnen (bzw. Bitterschokolade)
- Steinpilze
5-HTP: Wechselwirkungen und negativer Einfluss
Da 5-HTP nach Aufnahme in Serotonin umgewandelt wird, sind Wechselwirkungen mit Medikamenten nicht ausgeschlossen. Das gilt insbesondere für Antidepressiva, andere Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Mittel gegen Migräne. Nimmst du diese Art von Arzneimitteln ein, solltest du vor Einnahme von 5-HTP unbedingt ärztlichen Rat einholen.
Schwangeren und Stillenden wird die Verwendung von 5-HTP-Präparaten nicht empfohlen.
Solltest du bereits ein L-Tryptophan-Nahrungsergänzungsmittel im Alltag nutzen, dann ist von der zusätzlichen Einnahme von 5-HTP abzuraten.
Eine zu hohe Einnahme könnte folgende Nebenwirkungen haben: (1)
Übelkeit
Blähungen
Völlegefühl
Sodbrennen
Serotonin-Syndrom – Muskelschmerzen, innere Unruhe, Schwitzen und Zittern
Wie lange dauert es, bis 5-HTP einen Effekt erzielt?
Schneller und effizienter am Ziel: Der Grund, warum 5-HTP als Nahrungsergänzungsmittel gegenüber dem Tryptophan vorgezogen wird, ist, dass die Substanz bereits im Umwandlungsprozess eine Stufe weiter ist. Next Step: Serotonin – und das mit Vollspeed!
*Melatonin trägt dazu bei, die Einschlafzeit zu verkürzen. Melatonin trägt zur Linderung der subjektiven Jetlag-Empfindung bei.
Wichtiger Hinweis: Die Informationen in diesem Artikel enthalten lediglich allgemeine Hinweise. Aufgrund fehlender Health Claims dürfen wir keine direkten gesundheitsbezogenen Aussagen zu dem beschriebenen Stoff ausloben. Bei weiteren Fragen empfehlen wir dir eine fachliche Beratung.
Quellen:
(1) L. F. Mohammed-Zadeh et al. (2008): Serotonin: a review, abgerufen am 11.09.2022: https://doi.org/10.1111/j.1365-2885.2008.00944.x
(2) R. J. Wurtman et al. (1995): Brain serotonin, carbohydrate-craving, obesity and depression, abgerufen am 11.09.2022: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8697046/
(3) M. Rondanelli et al. (2012): Relationship between the absorption of 5-hydroxytryptophan from an integrated diet, by means of Griffonia Simplicifolia extract, and the effect on satiety in overweight females after oral spray administration, abgerufen am 11.09.2022: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22142813/
(4) F. G. Greaff et al. (1996): Role of 5-HT in stress, anxiety and depression, abgerufen am 11.09.2022: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8728550/
(5) R. Bravo et al. (2013): Tryptophan-enriched cereal intake improves nocturnal sleep, melatonin, serotonin and total antioxidant capacity levels and mood in elderly humans, abgerufen am 11.09.2022: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22622709/
(6) N. D. Nihalani et al. (2006): Fibromyalgia, abgerufen am 11.09.2022: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2990568/
(7) P. S. Puttini et al. (1992): Primary fibromyalgia syndrome and 5-hydroxytryptophan: a 90-day open study, abgerufen am 11.09.2022: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1521674/
(8) M. D. Gershon (2004): Review article: serotonin receptors and transporters – roles in normal and abnormal gastrointestinal motility, abgerufen am 11.09.2022: https://doi.org/10.1111/j.1365-2036.2004.02180.x
(9) A. G. Ramage, C. M. Villalón (2008): 5-Hydroxytryptamine and cardiovascular regulation, abgerufen am 11.09.2022: DOI:https://doi.org/10.1016/j.tips.2008.06.009
(10) J. Moncrieff et al. (2022): The serotonin theory of depression: a systematic umbrella review of the evidence, abgerufen am 11.09.2022: https://www.nature.com/articles/s41380-022-01661-0.pdf
(11) A. Masters et al. (2014): Melatonin, the hormone of darkness: From Sleep Promotion to Ebola Treatment, abgerufen am 11.09.2022: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4334454/
(12) I. Elmafda, C. Leitzmann (2019): Ernährung des Menschen, Verlag Eugen Ulmer Stuttgart, 6. Auflage, S. 297, 451.
(13) R. P. Patrick, B. N. Ames (2014): Vitamin D hormone regulated serotonin synthesis Part 1: relevance for autism, abgerufen am 11.09.2022: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24558199/
(14) R. P. Patrick, B. N. Ames (2015): Vitamin D and the omega-3 fatty acids control serotonin synthesis and action, part 2: relevance for ADHD, bipolar disorder, schizophrenia and impulsive behavior, abgerufen am 11.09.2022: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25713056/
(15) M. S. Sabir (2018): Optimal vitamin D spurs serotonin: 1,25-dihydroxyvitamin D represses serotonin reuptake transport (SERT) and degradation (MAO-A) gene expression in cultured rat serotonergic neuronal cell lines, abgerufen am 11.09.2022: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30008960/
(16) G. Andersen (2011): Der kleine Souci/Fachmann/Kraut. Lebensmitteltabelle für die Praxis, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 1. Auflage.
